Chronik zum Ortsteil Buchholz
Vor zweihundert Jahren war das Gebiet des heutigen Duisburg-Buchholz noch Wald. Mit der Rodung eines Teilgebietes der Huckinger Mark im Niederrheinischen Königsforst um 1830 erfolgte die Schaffung von Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung und Siedlung. Vorhandene Waldwege wurden ausgebaut und sind heute bedeutende Straßen, wie die Wedauer Straße, Münchener Straße, Sittardsberger Allee, Altenbrucher Damm oder Großenbaumer Allee. Die Düsseldorfer Landstraße ist ein alter Post- und Fernhandelsweg gewesen, der seit vielen Jahrhunderten eine wichtige Nord-Süd-Verbindung darstellte.Die neue Ansiedlung wurde bis ungefähr 1900 als Huckingen II geführt, danach erhielt sie den Namen Buchholz, nach einer alten Flurbezeichnung der Gegend. Zusammen mit anderen Orten bildete Buchholz die Gemeinde Huckingen in der Landbürgermeisterei Angermund. Seit dem 01. August 1929 gibt es die Zugehörigkeit zur Stadt Duisburg.
Buchholz wurde nur beschränkt ein landwirtschaftlicher Ort. Neben etwa einem Dutzend kleinerer und größerer Bauernhöfe erfolgte ab vielleicht 1840 die Ansiedlung von Arbeitern an der Bahnlinie (Fertigstellung 1846 ebenerdig, ab 1931 auf dem Bahndamm) und Beschäftigten bei der in der Nähe errichteten Industriebetrieben. Die Arbeiterfamilien hatten in Buchholz bei ihrem Haus oftmals einen Acker, der ihnen Güter zum Lebensunterhalt lieferte und einen Stall mit Tieren. Die Landwirtschaft im Ortsbild von Buchholz ging ab 1925 durch Wohnbauten immer stärker zurück und ist seit Ende der 50er Jahre nicht mehr vorhanden. Einigen Wohnhäusern sieht man ein vergleichsweise hohes Alter an. Der Überlieferung nach ist das älteste Haus jenes auf der Sternstraße Nr. 128, das 1826 gebaut worden sein soll.
Die Bevölkerung in Buchholz stieg ab etwa 1850 stark an. Als erste öffentliche Einrichtung wurde eine Schule errichtet, die 1868 fertiggestellt war. Buchholz hatte etwa 1800 Einwohner, davon 116 Kinder, die jetzt nicht mehr nach Huckingen zur Schule mussten. Das Gebäude lag an der heutigen Münchener Straße. Das Gelände ist seither mit Schulen bebaut, die sichtlich alten Teile sind von 1911 (hinten) und 1939 (Straßenfront).
Die katholische Kirche St. Judas Thaddäus an der Münchener Straße wurde 1898 - 1900 und 1909 - 1910 erbaut. Die evangelische Jesus-Christus-Kirche mit dem 42 m hohen Turm und dem 5-Glocken-Geläut ist seit 1964 fertiggestellt.
Bis 1974 gehörten einige Straßen westlich der Düsseldorfer Landstraße auch zu Buchholz. Seit 1975 ist der westliche Teil der Düsseldorfer Landstraße bereits Wanheim-Angerhausen. Die übrigen Buchholzer Ortsgrenzen sind im Norden die Wedauer Straße, im Osten der Dickelsbach und im Süden die Straßen Am Schellberg, Keniastraße, ein kleines Stück Altenbrucher Damm und ab Golfplatz-Einfahrt der Alte Angerbach bis zur Düsseldorfer Landstraße. Etwa 14.000 Menschen wohnen heute in Buchholz.
Alte Einwohner wissen es noch: Die Sittardsberger Allee hieß einmal Mülheimer Straße, die Bregenzer Straße früher Blumenstraße, die Steiermarkstraße einstmals Hanielstraße und so weiter. Der Grund für die gleichzeitige Umbenennung von fünfzehn Straßen war, dass ihre Namen in Duisburg bereits vorhanden waren, bevor am 01. August 1929 Buchholz zu Duisburg-Buchholz wurde. Die neuen Namen erhielten die Straßen aber erst am 01. April 1939. Mit ihnen sollte an die Zugehörigkeit Österreichs und Böhmens zum Deutschen Reich (seit 1938) erinnert werden. Die Schulstraße wurde in Braunauer Straße umbenannt, also nach dem Geburtsort Adolf Hitlers. Seit Ende des 2. Weltkrieges heißt sie Münchener Straße. Nach 1945 sind in Buchholz zahlreiche Straßen gebaut worden, deren Namen den vorhandenen angepasst wurden. Besonders auffällig sind jedoch die Straßennamen nach Städten und Ländern in Afrika im Gebiet zwischen Sittardsberger Allee, Zimmerstraße und Altenbrucher Damm. Die Bebauung dieses Gebietes begann 1936 mit der Errichtung der Windhuker Straße, der Lüderitzallee, der Swakopmunder-, Waterberg- und Otawistraße. Der Duisburger Polizeipräsident soll bei der Namensgebung dieser Straßen wesentlich beteiligt gewesen sein. Diese alten Straßen erinnern an ehemals deutsche Kolonien in Südwestafrika, die ab 1959 erbauten Straßen auch an andere Regionen Afrikas.
Einige Straßennamen haben aber auch einen Bezug zu Buchholz. So erinnert die Straße Am Kirchmannshof an einen ehemaligen Waldbauernhof, der sich dort vom 15. Jahrhundert bis zu seinem Abriss im Jahre 1961 befand. Die Straßen Im Königsbusch und Im Domänenwald sind ein Hinweis auf den Wald, der bis 1820 weites Gebiet bedeckte. Ein Hauweg war ein Waldweg, der durch regelmäßiges Freihauen passierbar gehalten wurde. Solche Wege waren die heutige Sittardsberger Allee und Großenbaumer Allee. Die nahe Straße Am Hauweg erinnert daran. Die Sternstraße und die buchholzübliche Benennung "Am Stern" haben ihren Namen von dem hier befindlichen Wegestern, der schon auf alten Landkarten aufgezeichnet ist. Besonders durch die Bahngleise ist dieser Stern aber stark beeinträchtigt worden. Im Dreispitz heißt eine weitere Straße. Sie wurde nach dem Namen der Flur benannt auf der sie 1930/31 gebaut wurde. Sittard ist ein niederrheinischer Ausdruck für Anhöhe. Mit dem Wort Bruch wird ein mit Sträuchern und Bäumen bestandenes Sumpfgebiet benannt und mit der Bezeichnung Spick an einen aufgeschütteten Damm erinnert. Der Sittardsberg in Buchholz hebt sich als Geländeterrasse beträchtlich von der südlich liegenden Angerbachniederung ab. Hier beginnen die Straßen Sittardsberger Allee, Altenbrucher Damm, Am Spick und Am grünen Grund.
Drei Straßen und der Marktplatz sind nach Persönlichkeiten benannt, die sich um die Menschen in Buchholz große Verdienste erworben haben. Die Heinrich-Albrod-Straße nach Dechant Heinrich Albrod, Pfarrer von St. Judas Thaddäus von 1939 bis 1953, die Zimmerstraße nach dem Arzt Dr. Zimmer, der von 1905 bis zu seinem Tod 1934 am Sittardsberg eine Praxis unterhielt, die Ernst-Kuss-Straße nach einen um den Wohnungsbau verdienten Kupferhütten-Vorstandvorsitzenden und der Norbert-Spitzer-Platz nach dem zu Lebzeiten sehr populären und tatkräftigen Duisburger Ratsherrn aus Buchholz, gestorben 1995.
Wohnsiedlungen haben in Buchholz wesentlich dazu beigetragen, dass der Stadtteil dichter und bevölkerungsreicher wurde. So wurden zum Beispiel die Siedlungen Am Bollheister, Am Dickerhorst, Am Hauweg und Im Königbusch zu Beginn der 1930er Jahre gebaut, die erste Siedlung auf der Innsbrucker Allee 1938. Und nach dem 2. Weltkrieg kam es zu weiteren Siedlungen wie zum Beispiel auf der Watzmannstraße, der Füssener Straße und der Konstanzer Straße.
Der 2. Weltkrieg hat auch in Buchholz Menschen durch Bomben getötet und Häuser leicht oder schwer beschädigt oder zerstört. Es waren weniger als in der Duisburger Innenstadt oder im Norden, doch soll der vielfältigen Angst und Not der Menschen stets gedacht werden.
Der Buchholzer Friedhof wurde 1907 als erster kommunaler Friedhof im heutigen Duisburger Süden von der Gemeinde Huckingen angelegt. Er war zunächst kleiner als heute. Sein Eingangstor an der Sittardsberger Allee ist noch heute in Betrieb. Zweimal ist der Friedhof erweitert worden, einmal auf zuvor landwirtschaftlicher Fläche parallel zur Sittardsberger Allee und nochmals vor allem auf dem Gelände, das einst den Hahnschen Werken in Großenbaum zur Verfügung stand. Seit Ende 1986 steht die heutige Kapelle und der Haupteingang des Friedhofs befindet sich an der Zimmerstraße.
Das Kriegerdenkmal steht am Eingang Sittardsberger Allee. Es wurde 1928 errichtet vom Bildhauer Ferdinand Heseding und den gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges, später auch denen des 2. Weltkrieges gewidmet. Wenige Monate vor Eröffnung des Friedhofs wurde auf der Sittardsberger Allee von der katholischen Gemeinde das Wegekreuz neben dem Haus Nr. 91 aufgestellt. Wegekreuze gibt es in fast allen südlichen Stadteilen Duisburgs und sind ein Hinweis auf die zur Zeit der Aufstellung ländliche und überwiegend katholische Einwohnerschaft.
Die Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft 1924 e.V. ist eine katholische Gemeinschaft von Frauen, Männern und Jugendlichen, die auch evangelische Christen als Mitglieder hat. Öffentlich tritt sie besonders durch das von ihr jährlich veranstaltete Schützen- und Volksfest am Wochenende nach Pfingsten auf. Sie zählt zu den bekannten und mitgliederstarken Buchholzer Vereinen, zu denen auch das Tambourkorps "Rheinklänge", der Männergesangverein "Sängerkreis", der Sportverein "Viktoria Buchholz", die Karnevalgesellschaft "Alle Mann an Bord", der "Buchholzer Werbering" und der Buchholzer Bürgerverein gehören. Dazu gibt es in Buchholz eine größere Zahl an Vereinen, die sich bestimmten Aufgaben widmen, wie Parteien, die Freiwillige Feuerwehr, die Siedlervereine oder die Kleingartenvereine. Allen ist gemeinsam, dass sie gesellschaftliches Engagement in Buchholz verwirklichen.
Gasthäuser sind stets etwas Besonderes in einem Ort. Buchholz hat noch vier Gasthäuser und ein Hotel, die als Traditionshäuser anzusehen sind. Das "Haus Römer", Düsseldorfer Landstraße 20, gibt es seit 1831, das "China Restaurant Sichuan", Düsseldorfer Landstraße 69, ist in dem Gebäude, das seit 1894 als "Gasthaus Thomas", später "Gasthaus Küpper" geführt wurde. "Haus Michels" an der Ecke Münchener- / Bregrenzer Straße und das Gasthaus "Am Stern" werden seit ungefähr einhundert Jahren geführt.
Das "Hotel Sittardsberg" hatte von 1900 bis 1962 einen repräsentativen Bau am Sittardsberg, der 1962 wegen des Umbaus der Straßenkreuzung abgerissen wurde. Im gleichen Jahr erfolgte unweit der Neubau. Die Unternehmen Römer und Schenkel sind seit ihrer Gründung im Familienbesitz.
Buchholz ist verkehrsmäßig gut zu erreichen. Die Straßenbahn verbindet seit 1900 den Ort direkt mit den Innenstädten von Duisburg und Düsseldorf. Die Tieflage der Haltestelle Sittardsberg und die Hochlage Münchener Straße wurden von 1969 bis 1971 gebaut. Die Eisenbahn hatte schon lange einen Haltepunkt in Buchholz, bevor der S-Bahnhof in Betrieb genommen wurde. Die Autostraße A59, auch Nord-Süd-Straße genannt, war 1977 bis Buchholz fertig und seit 1991 weiter in Richtung Süden.
Zwei Bäche führen an Buchholz vorbei und sind sogar "Grenzflüsse", Anger und Dickelsbach. Ihre Quellen sind in Wülfrath (Anger) und Hösel (Dickelsbach). Die Anger hat zuletzt zur Jahreswende 1926/27 die Düsseldorfer Landstraße zwischen Buchholz und Huckingen so stark überschwemmt, dass am Ort der Unterquerung der Straße ein Kahn benutzt werden musste, um an diese Stelle von einem Ort in den anderen zu gelangen. Die Anger wurde daraufhin in Alter Angerbach und Anger geteilt, zu sehen im Park bei der Sandmühle in Huckingen.
Eine andere Besonderheit hat keine Spuren bis heute hinterlassen: Den Dickelsbach und die Großenbaumer Allee überquerten aus Richtung Wambachsee am 12. September 1961 nächtlich ein Rudel von fünfzehn Wildschweinen. Besuche ähnlicher Art hatte es schon früher gegeben, aber an diesem Tag müssen die Wildschweine bei Anbruch der Morgendämmerung wohl die Orientierung verloren haben. Sie durchwühlten wild Vorgärten auf der Semmeringstraße und Dachsteinstraße, liefen bis zur Sternstraße und vertrieben Kinder auf dem Schulweg in Hausflure. Erst Jäger und Polizisten brachten die Tiere dazu, den Rückweg anzutreten.
Aktuelles in Buchholz? - Der Verfasser der Chronik traut den Leserinnen und Lesern aktives Erleben zu. Schauen Sie sich um - im bestimmt interessanten und liebenswerten Duisburg-Buchholz.