FENSTER SCHLIESSEN

Stadtmarathon 2016

Bericht der WAZ vom 6. Juni 2016 / Fotos: Oliver Lamerz

Dem Sieger war die Zeit "sowas von Latte"

Marathonsieger Enrico Dietrich vom TuS Lintorf musste seiner Energieleistung nach dem Zieleinlauf Tribut zollen. Doch Magnus Kreth, der Zweiter wurde, half dem Sieger wieder auf die Beine.

Enrico Dietrich (siehe Bild 14 unten) hatte gerade nach 2:37:29 Stunden die Ziellinie überquert, als er auf die Knie sackte. Er rappelte sich auf, ging ein paar Schritte. Gut nur, dass Magnus Kreth (siehe Bild 15 unten), selbst vierfacher Gewinner des Rhein-Ruhr-Marathons, zweieinhalb Minuten später ankam. Als der Sieger aus Lintorf dem Athleten des ASV Duisburg zum gelungenen Rennen gratulieren wollte, meldete sich die Wade. Kein Problem: Dietrich legte sich auf die Strecke, Kreth half ihm, gegen den Krampf anzukämpfen.

Dass Dietrich nun als Sieger des 33. Laufs in die Annalen eingegangen ist, geht als Überraschung durch. Nicht weil es dem Lintorfer nicht zuzutrauen wäre, immerhin war er 2013 schon viertschnellster Marathoni in Duisburg. "Aber bei Kilometer 25 war Matthias Graute noch so weit weg, dass ich nicht mehr mit einem Sieg gerechnet habe." Doch der Abstand wurde immer kleiner und kleiner. "Das lag nicht an mir", gibt Dietrich zu. "Ich bin nicht schneller geworden." Das störte ihn freilich nicht. "Dass ich hier gewonnen haben, ist affengeil. Meine Bestform hatte ich im April, bin dann aber krank geworden. Das ist wahrscheinlich die langsamste Siegerzeit überhaupt, aber das ist mir sowas von Latte." Denn Enrico Dietrich hatte wie alle 6108 Teilnehmer mit den schwülen Temperaturen zu kämpfen.

"Du machst dich verrückt"
Magnus Kreth war nicht nur glücklich, dass er Zweiter wurde, sondern freute sich vor allem darüber, "endlich wieder im Ziel angekommen" zu sein. Vor zwei Jahren musste er aufgeben. 2015 warf er schon vor dem Startschuss krankheitsbedingt das Handtuch. Diesmal ging alles glatt, auch wenn Kreth in den letzten Wochen schon bei jedem Zipperlein nervös wurde. "Du machst dich da richtig verrückt", hatte der 40-Jährige immer wieder Angst, sich einen Infekt eingefangen zu haben.

Dass die 6000er-Marke - 6108 Menschen waren inklusive der Schülerläufe unterwegs - so deutlich gerissen wurde, hatte auch mit dem Pech der Veranstalter in Mönchengladbach zu tun. Dort musste der für Samstag geplante Marathon aufgrund einer Unwetterwarnung abgesagt werden. Die Duisburger boten den Läufern an, die sich monatelang vorbereitet hatten, für ein reduziertes Startgeld an Rhein und Ruhr zu laufen. Rund 200 "Exil-Gladbacher" waren dabei - und einer von ihnen war sogar erfolgreich. Denn Macek Miereczkes vom VfB Erftstadt düste in 1:13:18 Stunden zum Sieg in der Halbmarathon-Wertung. "Ich war zum zweiten Mal hier in Duisburg. Vorher bin ich beim Sommernachtslauf an den Start gegangen", berichtet er. "Das war ein wirklich hartes Rennen. Das Wetter war wirklich sehr schwül."

Bestzeit knapp verpasst
Für ein schönes Bild sorgten Karin Schank und ihr Lebensgefährte Jean-Pierre Serafini (siehe Bild 16 u. 17 unten). Denn die Siegerin bei den Frauen lief nach 2:58:38 Stunden als insgesamt Zehntschnellste in die Schauinsland-Reisen-Arena ein - begleitet von ihrem Herzallerliebsten. Wie es sich für einen Gentleman gehört, ließ er sich auf der Zielgeraden zurückfallen, sodass die Luxemburgerin vom C.A. Schifflange gebührend gefeiert werden konnte. "Ich habe meine Bestzeit nur knapp verpasst, aber das ist angesichts der Temperaturen schon okay so."

Wie viele Läufer zeigte auch sie sich von den Duisburgerinnen und Duisburgern am Streckenrand begeistert. "Es ist immer wieder schön, in Deutschland zu laufen, weil die Menschen die Läufer hier unglaublich anfeuern." Da war es gut, dass sie sich gegen den Start beim Luxemburg-Marathon entschieden hat (Schank: "Das ist mit 300 Höhenmetern ein sehr schwerer Lauf"). Und so eine kurze Reise in ihre persönliche Geschichte unternahm. "Ich wurde in Krefeld geboren, war seither aber nie dort." Nun ist auch Duisburg in ihrem Herzen. Eine Rückkehr zur Titelverteidigung? "Sehr gerne!"
WAZ/Dirk Rietzlaff und Friedhelm Thelen

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